Deutschunterricht schon in der ersten Klasse? Ja!

Die Reporterin Veronika Malantová hat ein Interview mit der jungen Deutschlehrerin Martina Kršiaková (24) gemacht, die seit zwei Jahren Deutsch in der ersten Klasse unterrichtet.

Martina hat mit Deutsch schon in der dritten Klasse begonnen. Seitdem war Deutsch für sie die Sprache Nr. 1 und sie hat sich intensiv mit dieser Sprache befasst. Zum Beispiel hat sie an verschiedenen sprachlichen Wettbewerben teilgenommen und am Gymnasium das Sprachdiplom Stufe II gemacht.

Die Schüler von Martina sind unterschiedlich alt: „Ich unterrichte die SchülerInnen von der 1. bis zur 5. Klasse, das heißt von 6 bis 11 Jahren. Meine Stunden besuchen auch zwei ältere Schülerinnen – die erste aus der 9. Klasse und die zweite ist schon Gymnasiastin. Insgesamt unterrichte ich ca. 30 Kinder“, kommentiert die Interviewte.

Die deutsche Sprache ist heutzutage nicht so beliebt. Für alle steht Englisch an der ersten Stelle und auf Deutsch wird in den meisten.

Fällen nicht das Augenmerk gelenkt. Wieso besuchen Martinas Deutschstunden so viele Schüler schon im frühen Alter?

„Meiner Meinung nach ist es der Willen ihrer Eltern. Sie wollen, dass ihre Kinder Deutsch lernen. Die Eltern arbeiten oft im Ausland und sie fördern die Sprachkenntnisse ihrer Kinder. Sie wissen, dass die Sprachen sehr wichtig sind und Englisch nicht ausreicht. Eine wichtige Rolle spielen auch die Referenzen der älteren Mitschüler oder der Geschwister, die mit meinem Unterricht zufrieden sind“, sagt die sympathische junge Deutschlehrerin.

Einer der positiven Punkte war die hier vor kurzer Zeit vorgestellte Kampagne Šprechtíme, die Deutsch als Sprache propagiert. Auch Martina wollte dazu etwas sagen: „Ich war selbst auf dem Workshop dieser Kampagne in Brünn anwesend. Sehr interessant war für mich ein Gedanke, den eine der Beteiligten nannte: Die meisten Leute lernen vor allem Englisch, aber die englische Sprache sollte nicht als Fremdsprache verstanden werden. Englisch ist heute eine Selbstverständlichkeit und Deutsch sollte für uns Mitteleuropäer an der zweiten Stelle stehen.Warum ist aber Deutsch in Tschechien nicht sehr beliebt und welche Gründe gibt es für solche negativen Meinungen? „Selbstverständlich hat die nicht immer positive Geschichte mit dieser Tatsache viel zu tun. Die Leute sind einmal so, sie haben ihre dummen Vorurteile“, meint Martina, obwohl sie selbst keine Vorurteile und negativen Vorstellungen gegenüber Deutschland oder Österreich hat.

Die junge Deutschlehrerin war so nett, dass sie mir ein paar Tipps und Geheimnisse ihrer Stunden verraten hat. In der ersten Klasse, wo sie Deutsch unterrichtet, muss man oft und schnell verschiedene Aktivitäten machen, weil die Kinder sehr lebendig sind. Was meint darüber unsere Lehrerin?

Ja, das stimmt. Die Schüler der ersten Klasse können noch nicht schreiben und auch nicht lesen. Ich arbeite daher mit den Arbeitsblättern Kikus vom Hueber Verlag. Wir singen verschiedene Lieder zusammen. Die Schüler müssen nicht verstehen, was sie sagen. Aber sie sprechen und das ist wichtig – ich sage, dass die Sprache „anspringt“. Für ältere SchülerInnen benutze ich die Lehrbücher Planetino auch vom Hueber Verlag. Dann verwende ich noch Zusatzmaterial, und zwar Auf in den Zirkus vom Ernst Klett Verlag. Mit den zwei älteren Mädchen arbeiten wir mit Studio D von Cornelsen zusammen. Außer Studio D sind alle diese Bücher auf Deutsch konzipiert – das ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Die Schüler lesen die tschechischen Kommentare nicht und sie konzentrieren sich wirklich nur auf die Sprache“, erklärt Martina und ich merke, dass ihr die Arbeit mit den Kindern wirklich Spaß macht. Das sehe ich auch anhand ihrer eigenen Erlebnisse aus der Praxis. Ich muss gestehen, dass ich auch gerne eine Stunde mit Martina absolvieren möchte.

Mit der ersten Klasse haben wir vor kurzem ein Spiel gespielt. Wir waren Zirkusleiter und alle hatten Hüte und Bärte. Der Prinzipal sollte die Mitschüler zur Aufführung einladen. Ich sah, dass das den SchülerInnen Spaß gemacht hat – das war eine Belohnung für mich“, berichtet meine Freundin und setzt mit den beliebtesten Tätigkeiten ihrer SchülerInnen fort: „Na, ich meine, dass die beliebteste Tätigkeit die Buchstabenspinne ist – es ist ähnlich wie das Galgenspiel, aber statt des Galgens malt man eine Spinne (insgesamt 11 Versuche). Wenn die Spinne das Kreuz auf dem Bauch hat, haben die Kinder verloren. Das haben die Kinder wirklich sehr gern. Und diese Übung dient zur Festigung des Wortschatzes, der Rechtschreibung und die Kinder üben auch das deutsche Alphabet. Auch das Spiel die Fliegenklappe mögen sie. Die SchülerInnen bilden dabei zwei Reihen vor der Tafel, der Lehrer schreibt auf die Tafel z. B. der – die – das. Die ersten in jeder Reihe bekommen die Fliegenklappen (grüne und gelbe). Der Lehrer sagt die Nomen laut und die SchülerInnen klappen auf den richtigen Artikel. Das macht viel Spaß und bringt Entspannung!“

Martina ist leider eine Ausnahme, die Glück hatte, weil es nicht so viele Schulen, besonders auf dem Land, mit Deutschangebot gibt. Martina selbst drückt ihre Meinung dazu aus: „Ich will den Deutsch-Pädagogen vor allem viel Glück bei der Arbeitssuche wünschen, weil ich großes Glück hatte! Mit Deutsch ist es leider schwerer, weil es wenig Schulen gibt, die Deutschunterricht anbieten.“ Mit diesen Worten endet unser Gespräch und ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeit hatte, diese Deutschlehrerin kennenlernen zu können.

 

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