ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

 ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

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Die Studenten drängen sich vor. Die Kleineren stehen neugierig auf ihren Zehenspitzen und versuchen in die erste Reihe durchzuschlüpfen. Es duftet nach leckerem Honig und Schokolade.

 „Wenn du zu spät kommst, kriegst du kein Essen mehr“ sagt mir meine deutsche Freundin, mit der ich in der langen Schlange stehe. Dieses Mal hatte ich aber Glück, weil die Franzosen genug von den delikaten französischen Crêpes vorbereitet haben.

Nein, ich befinde mich weder in der Mensa, noch auf einem Markt, sondern an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Masaryk Universität und ich kann es kaum erwarten, herauszufinden, was heute serviert wird.

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Jeden Mittwoch treffen sich alle Erasmus Studierenden und ihre TutorInnen in einem großen Vorlesungssaal, wo die sogenannten Präsentationen der Länder stattfinden. Das Ziel ist es, sein Land möglichst von seiner besten Seite vorzustellen und sein traditionelles Essen vorzubereiten. 

Heute präsentieren sich Frankreich, Ägypten und Indien. Studenten aus Frankreich haben schon die erwähnten Crêpes, Baguettes mit Jambon (Schinken) und Rose des Sables (Cornflakes mit Schokoladecreme) vorbereitet.

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Ich bin sehr gespannt, was man so in Indien isst und bewundere eine Speise, die wie Bratkartoffeln aussieht. Ich frage einen Jungen aus Indien und er erklärt mir alles genau. Man sieht daran, wie er stolz auf sein Land ist.

Was ist denn „Pakora“ ?

„Pakora“ ist eines von unseren traditionellen indischen Gerichten. Es enthält Gemüse, Kartoffeln, Eier oder Bananen. Aber es kann auf verschiedene Weise kombiniert werden. Das alles wird gemischt und dann in Öl frittiert.

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Wann isst man „Pakora“ ?

Also ich esse „Pakora“ zum Frühstuck. Die meisten Menschen in Indien essen es nur so als Snack, es wird nämlich auf den Straßen verkauft. Die gute Sache daran ist, dass es sehr einfach zuzubereiten ist und sehr lecker schmeckt! 

 

Jetzt muss ich keine Angst mehr haben, woraus „Pakora“ besteht und nehme mir ein Stück davon mit, während ich mir die Präsentation anschaue. Ägypten ist dran. Der ganze Raum voller Studierender hört still zu und ist von den großartigen Bildern buchstäblich beeindruckt. Nach dem Flüstern untereinander, lässt sich erkennen, dass ich nicht die Einzige bin, die bisher falsche Vorstellungen von Ägypten hatte. Die Gebäude und Wolkenkratzer in der Hauptstadt Kairo sehen viel moderner als in Tschechien aus. Aber auf der anderen Seite erfahre ich, dass das Niveau der Universitäten sehr niedrig ist und das Studium an der Masaryk Universität alle vier anwesenden Ägypter sehr schwierig finden. Obwohl es sich nur um ein Erasmus Programm handelt, das eigentlich nicht so anspruchsvoll sein sollte.

Ich bin sehr neugierig, wie sich die Studenten aus Ägypten, Indien, aber auch aus Frankreich bei uns in Brünn fühlen. Und weil diese Veranstaltung sowohl über das Essen, als auch über verschiedene Kulturen der Welt berichtet, will ich auch etwas aus diesem Bereich erfahren. Mit meinen neuen Freunden setzen wir uns nach dem Programm bequem in Sessel und reden über Sitten, kulturelle Unterschiede und im Allgemeinen über ihre Zufriedenheit mit der Organisation an der Uni.

Gibt es große kulturelle Unterschiede im Vergleich zu deinem Land?

ImageJa. Für mich war es ein Kulturschock und ich kann immer noch nicht verstehen, wie die Leute sich hier benehmen. Das sieht man zum Beispiel daran, wenn alle abends ausgehen und Bier trinken. Für mich ist so etwas unvorstellbar, da wir Muslime keinen Alkohol trinken dürfen. Es gibt noch mehr Sachen, aber ich muss zugeben, dass es immer etwas mit Alkohol zu tun hat. Wenn die anderen nur so in die Stadt gehen, nehmen sie immer Alkohol mit oder trinken es, bevor sie losgehen und bei uns in Ägypten haben wir Spaß, auch ohne etwas getrunken zu haben. Denn wir achten sehr streng darauf.

 

 

 ImageIch bin sehr international. Ich habe in Indien gelebt, jetzt wohne ich in Abu-Dhabi und insgesamt habe ich schon 20 Länder besucht. Das heißt, dass kulturelle Unterschiede inzwischen für mich ganz unwichtig geworden sind. Ich bin sehr anpassungsfähig und diese Unterschiede machen mir kein Problem mehr. Ich finde das im Gegenteil sehr gut, dass die Menschen Chancen haben, neue Kulturen kennenzulernen und etwas davon zu genießen.

 

 

 

ImageNa ja, also für mich war es keine große Änderung. Trotzdem habe ich bemerkt, dass die Menschen in Tschechien sich manchmal ganz anders verhalten. Zum Beispiel in einer Bar. Bei uns in Frankreich lachen die Menschen mehr und sind sehr hilfsbereit, entspannter. Aber in Brno habe ich bisher leider nur schlechte Erfahrungen gemacht. Aber vielleicht bin ich auch nur auf schlechte Restaurants und Bars gestoßen.

Das Essen ist auch ein bisschen anders. Die Kombination von Pommes mit Käse, zum Beispiel finde ich total komisch und so was habe ich in Frankreich noch nie gesehen.

 

 

 

Ich habe mich gefreut, neue Menschen kennengelernt zu haben. Und obwohl die heutigen Präsentationen zu Ende sind, fängt das Nachtleben im Keller des Vinařská-Wohnheims erst in ein paar Stunden an. Ich beneide sie ein bisschen und wünsche mir auch manchmal für Erasmus hier zu sein. 

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Text,Foto : Denisa Kičmerová

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