Deutscher Rap auf dem Moravské náměstí

Die in die Arbeit eilenden Menschen wunderten sich auf dem Moravské náměstí, was für eine Aktion es hier wieder gibt. Die hellgrünen Zelte auf dem gut gepflegten Rasen und Bänke davor haben nicht viel verraten. Alle Beteiligten wussten aber genau, was hier am Mittwoch, dem 26. September 2012, los war.

Das Programm der Veranstaltung „S němčinou na slovíčko“ begann gerade um 9 Uhr. Davor gab es schon einige Neugierige, die die Flyer sehr gern nahmen, um sich zu informieren. Einige versprachen gleich, dass sie noch später vorbei kommen. „Ich komme auf jeden Fall, weil meine Mutter aus Deutschland stammte und ich mag Deutsch sprechen oder hören“, sagt eine ältere Frau voller Freude. Viele Jugendliche freuen sich vor allem auf die RAP-Gruppe. Eine nette Moderatorin erklärte zuerst allen, wer die Organisatoren dieser in vielen tschechischen Städten stattfindenden Veranstaltung sind. Im vorigen Jahr startete das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, der österreichischen Botschaft, dem Österreichischen Kulturforum in Prag, dem Österreich Institut Brno und anderen wichtigen Partnern die Kampagne „Šprechtíme“. Diese Veranstaltung, deren Ziel es ist, das Interesse für Deutsch zu wecken oder erhöhen, konnte auch nicht ohne Unterstützung des Landeshauptmanns für Südmähren, Michal Hašek, und die Chefin der Niederösterreichischen Wirtschaftskammer, Sonja Zwazl, stattfinden. Viele Firmen fragen nach Menschen mit Deutschkenntnissen, in Zahlen spricht man dann von ca. 150.000 Unternehmen, die Menschen mit Deutschkenntnissen auf dem Arbeitsmarkt suchen. „Deutsch sei ein Triumph“, gerade heute, wo Englisch zwar als am meisten verwendete Sprache in der Welt gilt, macht Deutsch den Unterschied.

Nach der Einführung wurde Jaromír Konečný vorgestellt. Der Musiker, Schriftsteller und Techniker unterhielt dann die zuschauenden Kinder. Zwischen den unterhaltsamen Liedern sprach er dann kurz über sein Leben in Deutschland. Er sei mit einer Polin verheiratet, über 30 Jahre lebe er in Deutschland und zu Hause müsse er nur Polnisch sprechen.

Viele denken, dass Deutsch keine schöne Sprache ist. Viele, die länger in einem deutschsprachigen Land blieben, mussten ihre Meinung zumindest ein bisschen ändern. Die aus Köln am Rhein stammende Musikgruppe „Komekaté“ beschallte nicht nur den Moravské náměstí. Sie stellte sich insgesamt dreimal dem Publikum vor. Diese multikulturelle Musikgruppe rappte auf Deutsch und Französisch. Mit verschiedenen Spielen und Wettbewerben unterhielt sie ihr Publikum. Man hatte die einzigartige Möglichkeit, den Weltmeister im „Schnick-Schnack-Schnuck-Spiel“ zu sehen. Ein Bandmitglied und jemand aus dem Publikum stießen zusammen und der Gewinner erhielt dann ihre CD. Mut zahlt sich offensichtlich aus.

Man vermittelte aber Deutsch nicht nur akustisch, sondern auch interaktiv. Das Österreich Institut bereitete für die Kinder interaktive Spiele, selbstverständlich auf Deutsch, vor. Insgesamt vier Stände stellten dann interessante Möglichkeiten vor, wie man Deutsch sprechen oder lernen kann. Als Motivation wurden dann Preise verlost. Die Kinder lösten die Aufgaben mit Lust und Spaß. Fraglich ist nur, ob sie nicht deshalb so froh waren, weil sie nicht in der Schule sitzen mussten. Auf jeden Fall waren die Aufgaben sehr gut vorbereitet. Zur Verfügung war auch ein Infostand, wo alle Fragen beantwortet werden konnten. Die Studenten wurden auch über die vielen Möglichkeiten im Ausland zu studieren informiert. „Es ist wirklich eine interessante und hilfreiche Veranstaltung“, sagt Studentin Kamila. „Obwohl ich Studentin der Germanistik an der Masaryk-Universität bin, finde ich alle Fremdsprachen wichtig“, erzählt die nette Studentin weiter. „Viele Menschen sprechen heutzutage Englisch und es ist wirklich sehr schade, weil unsere Nachbarländer nicht England oder die USA sind, sondern die deutschsprachigen Länder Deutschland und Österreich. Aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation suchen viele qualifizierte Menschen Arbeit in Österreich. Das größte Hindernis stellen dann die Sprachkenntnisse dar“, liegt Kamila ganz richtig. Wenn hoch qualifizierte Menschen ihre Arbeitsstelle in Tschechien verlieren, fürchten sie sich vor allem vor der Sprachbarriere. Wichtig ist es also, dass man schon in der Kindheit Fremdsprachen unterrichtet und so die Kinder später für ihr professionelles Leben vorbereitet werden können. Es ist aber nicht zu spät für jene, die Deutsch nie gelernt oder schon Vieles vergessen haben. Das Goethe-Institut hat viele gut beraten, wie sie ein Sprachzertifikat machen können und so ihre Chancen verbessern.

Dass Deutsch in Brünn nicht so unüblich ist, beweist auch ein Erasmus-Student aus Deutschland, der sich auf der Bühne unerwartet und spontan vorstellte. Nachdem er Musik auf Deutsch hörte, kam er zum Mährischen Platz, um seine Muttersprache „live“ zu hören. Derzeit gibt es viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Tschechien und deutschsprachigen Ländern. Sie erfolgt vor allem unter den Universitäten. Solche Veranstaltungen bringen dann Deutsch auch den Schülern, Eltern, Pensionisten und andere Personen näher.

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