Leben im Studentenheim Náměstí Míru

Wenn wir in der Česká-Straße in den Bus x4 einsteigen und nach fünf Bushaltestellen aussteigen, kommen wir in den ruhigen Brünner Stadtteil „Masarykova čtvrť“. Hier befindet sich das Studentenwohnheim Náměstí Míru. Dann gehen wir ein paar Treppen hinauf, öffnen die Tür und wenn wir Glück haben, treffen wir auf Frau Konarská.

Wie lange arbeiten Sie hier, Frau Konarská?

Seit 1.10.1981. Drei Jahre habe ich im Studentenheim Tvrdého verbracht und jetzt bin ich hier, im Studentenheim Náměstí Míru.

Und wissen Sie, wie lange es hier eigentlich das Studentenwohnheim schon gibt?

Seit 1953. Am Anfang war hier das Studentenheim VUT, da waren hier auch Krankenschwestern. Jetzt gehört es der Masaryk-Universität.

Seit wann gibt es Náměstí Míru ohne die Frau am Empfang?

Seit 2007. Und ich muss sagen, dass es hier nicht so viele Probleme wie früher gibt.

Warum würden Sie den Studenten Náměstí Míru empfehlen?

Die Vorteile sind, dass es hier billig ist und auch das Zentrum in der Nähe ist. Ich weiß, dass viele Studenten das Studentenheim Komárov nicht wollen, weil es zu weit weg ist. Und es scheint mir, dass die Studenten hier freundlicher sind.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Studenten? Ändern Sie sich?

Die Studenten sind jedes Jahr gleich. Ein paar möchte man gleich am Anfang rauswerfen. Irgendwann habe ich die Studenten in den Zimmern nach einem Bereich eingeteilt, aber es ist jetzt sehr vermischt.

Könnten Sie sich an eine witzige Geschichte erinnern?

In der Vergangenheit hatten die Studenten nicht so viel zu lernen, sodass sie viel Spaß hatten. Einmal haben die Studenten den anderen die Matratze mit der Post verschickt. Irgendwohin nach Nordmähren meine ich. Nach einer Woche ist sie zurück gekommen und als ich den Briefträger mit etwas Großem gesehen habe, war ich sehr neugierig, was es war. Ich habe die Verpackung aufgerissen und festgestellt, dass es eine Matratze war.

Nach dem Gespräch stehen wir im Flur und können wählen, in welchen Raum wir gehen. Oben ist der erste und zweite Stock, unten sind der Klubraum und auch ein kleiner Fitnessraum. Wir gehen also in den Flur und besuchen ein Zimmer.

Eine alte, abgenutzte Tür, ein kleiner Raum, ungefähr 30 Quadratmeter und 4 Betten, 4 Tische, 4 Schränke, 1 Kühlschrank und 1 Spiegel. Hier wohnen 4 Mädchen und wir plaudern ein bisschen mit zwei Studentinnen, Eva und Adéla. Am Anfang bitten wir um eine kurze Vorstellung.

Eva: Ich heiße Eva, ich bin 26 und ich komme aus Südböhmen. Ich habe Tschechisch studiert und jetzt studiere ich Ukrainisch. Adéla: Ich heiße Adéla, ich bin 24 (oh, Gott! lachen) und ich komme aus Kladno. Ich studiere Religion und Tschechisch.

Wie lange woht ihr schon im Studentenheim Náměstí Míru?

E: Ich fange das zweite Jahr an. Vorher wohnte ich im Studentenheim Klácelova und dann war ich auf einem Studienaufenthalt in Kiew.

A: Ich wohne hier schon seit 4 Jahren.

Was gefällt euch hier und was gefällt euch hier nicht?

E: Es gefällt mir, dass es ohne die Frau am Empfang funktioniert und jeder hat seinen eigenen Schlüssel.

A: Die Schlüssel sind ganz gut, weil das Studentenheim für uns wie ein zu Hause ist und wir müssen nicht jeden Besuch melden.

Gibt es etwas, was euch hier fehlt?

A: In diesem Stock fehlt mir ein Esszimmer. Oben ist die Küche größer, mit Fenster und einem kleinen Tisch, an dem man essen kann.

E: Ich würde mir noch eine Dusche wünschen. (lachen)

Was meint ihr über das Leben im Studentenheim?

E: Ich mag das Leben. Das Studentenheim hat mir gelernt, bescheiden zu sein, weil der Mensch nur einen kleinen Raum zum Leben hat.

A: Das Leben im Studentenheim ist toll. Das WM-Finale im Eishockey ist ganz gut da unten im Klubraum. Aber die Slowaken schwärmen immer für unsere Gegner.

Erinnert ihr euch an eine witzige Geschichte?

A: Wir haben ein großes Rätsel aufgelöst, und zwar das Geschlossene-Toilette-Rätsel. Meine Lieblingstoilette war das ganze Wochenende geschlossen und die Jungen haben später festgestellt, dass dort eine geplatzte Röhre ist und man es nicht benutzen konnte.

Und was sagt ihr dazu, dass hier viele Slowaken sind?

E: Es stört mich, dass sie die Seminararbeiten in slowakisch schreiben können und in vielen Bereichen machen sie keine Aufnahmeprüfungen!

A: Mich stört, dass sie ein Zimmer im Studentenheim bekommen statt uns. Ich meine, dass die Universität erst die Anträge der Tschechen anerkennen soll und dann kann die Universität den Slowaken ein Zimmer geben. Wenn die Slowaken in einem anderen Land studieren, müssen sie rechnen, dass es etwas kostet. (Alle Bürger in der EU sind gleich gestellt, darum haben sie auch das Recht auf ein Zimmer oder einen Studienplatz.)

E: Aber die Slowaken sind ganz nett, ich mag sie, auch wenn es vielleicht jetzt nicht so aussieht.

Zu dem Leben im Studentenheim gehören auch Partys, z. B. die römische Party oder eine Halloween Party. Und wenn jemand hier Sport treiben will, kann man im Klubraum Pingpong spielen oder in der Nähe des Studentenheims ein Schwimmbad besuchen.

von Jana Čepicová, Miroslav Kubík

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Eine Antwort zu Leben im Studentenheim Náměstí Míru

  1. Lea schreibt:

    Interessanter Artikel! Ich habe selbst in einem Studentenheim in Wien gewohnt! Es war die aufregendste Zeit meines Lebens! Wobei man sagen muss es kommt auch wirklich auf das Wohnheim an, ich wohnte damals (naja, so lang ists auch noch nicht her :-)) im Studentenheim Auge Gottes in Wien, die Hygiene, die Leute und die Lage waren einfach super, ich habe allerdings auch schon viel negatives über das Wohnheim-Leben gehört. Sei es wies sei, ich möchte die Zeit dort jedenfalls nicht missen.
    Gruß, Lea

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